Die Kalk- und Zementindustrie in Sötenich.

 

Eine Zusammenfassung von Georg May



Seit über 125 Jahren Kalk- und Zementindustrie in Sötenich.

 

Sötenich liegt am Nordrand der Eifel im Kreis Euskirchen. In der Nordeifel findet man auch die ältesten Schichten des Eifeler Gebirges. Schiefer und Kalkstein lagerten sich hier in der Devonzeit ab. Eine dieser Kalkfundstätten, die sogenannte Sötenicher Kalkmulde diente bereits den Römern zur Herstellung von hervorragendem Kalkmörtel, um damit eine der längsten Wasserleitungen im Imperium Romanum zur Versorgung des antiken Köln mit qualitätsvollem Trinkwasser zu bauen. Ein Teil dieses legendären Römerkanals besteht noch heute u.a. gut erhalten auf dem Zementwerksgelände.

 

Das Jahr 1895 wird als Gründungsdatum für ein Kalkwerk durch Hermann Schulz und das Jahr 1897 für ein weiteres unmittelbar daneben errichtetes Kalkwerk durch Franz Zilkens im Bereich des heutigen Werkes Sötenich genannt.

 

1900 wurde ein drittes Kalkwerk durch Herrmann Schulz mit 6 Schachtöfen auf dem heutigen Werksgelände erbaut.

Beide Werksinhaber verkauften 1911 ihre Betriebe an die „Westdeutschen Kalkwerke AG“ in Köln, die hier, verbunden mit diversen Anlagen-Um- und Neubauten, zunächst Bau- und Düngekalk herstellten.

 

1935 begann, nicht zuletzt auch als Folge des erhöhten Zementbedarfs durch den Bau des Westwalls, die Umwandlung zur eigentlichen Zementfabrik. Die alten Schachtöfen wurden zu Zementöfen umgebaut, eine zweite Zementmühle installiert und die Packerei wurde vergrößert.

 

Zur 25 - Jahrfeier der Gesellschaft im Jahre 1936 konnte Sötenich die Zementproduktion aufnehmen.

 

Nach der Währungsreform wurde die Produktion von Kalk weiter zurückgefahren und stärker auf die Erzeugung von Zement umgestellt. In den Folgejahren werden die Produktionsanlagen modernisiert und ihre Kapazität gesteigert.

1961 erfolgte die Umstellung auf einen Drehrohrofen mit zunächst 550 t/d.

 

1968 übernahmen die „Rheinisch Westfälischen Kalkwerke“ aus Dornap, die Leitung des Sötenicher Zementwerkes.

 

Die „Rheinischen Kalksteinwerke“ in Wülfrath erwarben im Jahre 1969 das Sötenicher Zementwerk, welches 1976 in die neu gegründete Tochtergesellschaft „Wülfrather Zementwerke GmbH“ überging.

 

Im Oktober 1998 wurde das Werk Sötenich dann von der weltweit tätigen Lafarge-Gruppe übernommen.

 

Ab der Mitte des Jahres 1992 wurde das Werk aus dem aufgeschlossenen Steinbruch Taubenberg mit dem entsprechenden Kalkgestein versorgt.

 

2009: Lafarge veräußert das Zementwerk Sötenich an die Opterra GmbH.

 

Im Oktober 2022 wird das Zementwerk von der Thomas Zement GmbH & Co. KG übernommen.

 

 

Daten und Fakten

 

Kalkbrennerei seit dem Mittelalter im Wachtbergbruch.

 

1895 Schulz erwirbt Gelände und baut ein Kalkwerk westlich der Urft mit dem Steinbruch "Scheid's Graben".

 

1897 Zilkens baut ein Kalkwerk im Wilhelmsthal mit dem Trichterbruch.

 

1900 Schulz baut 6 Schachtöfen an der L 204.

 

1911 Schulz und Zilkens verkaufen an die “Westdeutsche Kalkwerke AG”, Köln.

 

1921 Zwei gemauerte Kalkschachtöfen werden gebaut.

 

1928 Ausbau des Werkes mit drei Stahlmantelöfen, Löschkalksilos und Kalkmühlen.

 

1936 Umbau zum Zementwerk. Rohmehlerzeugung mit einer Löschmühle. Namensänderung in: "Westdeutsche Kalk- und Portlandzementwerke Köln"

 

1952 Bau einer Schlacketrocknung.

 

1952 Bau eines Hazemag-Prallbrechers und einer Krupp-Rohmühle.

 

1953 Fertigstellung der Esch-Sichtermühle (Zementmühle), Richtfest Gefolgschaftshaus.

 

Mitte der 50er Jahre: Kalkproduktion wird ganz eingestellt.

 

1957 Bau einer 25 t - Zementmühle.

 

1960/61 Bau einer Humboltd-Rohmühle, Homogenisieranlage, Drehrohrofen (550 t / Tag), Klinkerhalle und E-Filter.

 

1965 Beginn im Steinbruch Keldenich.

 

1966 Bau einer 40 t - Zementmühle.

 

1968 Bau der Bunkeranlage für Sand- und Kiesabbrand.

 

Auflösung der Firma: "Westdeutsche Kalk- und Portlandzementwerke".

 

1969 Kauf durch die Rheinkalk GmbH in Wülfrath.

 

1972 Bau eines Verdampfungskühlers.

 

1973 Bau eines Drallschichtfilters und Neubau Labor.

 

1976 Gründung der Westdeutschen Zementwerke WZW.

 

1979 Einsatz von Braunkohlenstaub.

 

1981 100% Braunkohlestaub.

 

1982 Erweiterung der Klinkerkapazität auf 950 Dato. Versandabwicklung über EDV.

 

1983 Trockenanlage: Umstellung von Oel- auf Braunkohlestaub-Feuerung.

 

1984 Klinker-Verladesilo errichtet.

 

1986 Neue Verladehalle in Betrieb genommen.

 

1991 1. Spatenstich am Steinbruch Taubenberg.

 

1992 Förderbeginn vom Steinbruch Taubenberg.

 

1992 Letzter LKW vom Steinbruch Keldenich.

 

1.03.1995 Verkauf der ersten 25 kg-Zementsäcke (bis dahin 50 kg).

 

1997: Thyssen verkauft RKW (75% Tochter von Thyssen) (und somit auch WZW=100% Tochter von RKW) an das belgische Kalk-Familienunternehmen Lhoist.

 

Mai 1998: Lhoist veräußert WZW an Readymix.

 

September 1998: Readymix veräußert das Werk Sötenich an Lafarge.

 

30.09.1998 lt. Gewerbeanmeldung 1. “Lafarge”-Produktionstag“.

 

30.08.1999: letzter Sackversand aus Werk Sötenich, damit Einstellung jeglicher Sackware.

 

2009: Lafarge veräußert das Zementwerk Sötenich an die Opterra GmbH, eine Tochter des weltweit agierenden CRH-Konzerns, die das ehemalige Zementwerk als Mahlwerk weiter betreibt und zum 30. Juni 2022.

 

Oktober 2022: Die familiengeführte Unternehmensgruppe Thomas Zement GmbH & Co. KG mit Sitz in Simmern im Hunsrück erwirbt das Zementwerk Sötenich. Der neue Eigentümer will das stillgelegte Zementwerk  reaktivieren und auch den benachbarten Steinbruch wieder nutzen.